Veröffentlicht am Mai 11, 2024

Moderner Stil ist keine Frage des perfekten Outfits, sondern eine intellektuelle Haltung, die sich in der bewussten Spannung zwischen Gegensätzen ausdrückt.

  • Er entsteht durch das gezielte Mischen von Luxus und Alltäglichem (High-Low-Styling) und dem bewussten Bruch von Dresscodes.
  • Vintage-Mode ist kein Nostalgie-Trip, sondern ein strategisches Investment in Einzigartigkeit und Wertstabilität.

Empfehlung: Kultivieren Sie einen modernen Look, indem Sie nicht Trends folgen, sondern ein persönliches Stil-Narrativ schaffen, das auf kuratierter Imperfektion und unerwarteten Kombinationen basiert.

In einer Welt, die von einem endlosen Strom an Mikro-Trends und „Must-haves“ überschwemmt wird, scheint die Definition eines wahrhaft modernen Stils paradoxerweise schwieriger denn je. Die Modeindustrie ist ein gigantischer Markt, und das Interesse daran ist ungebrochen: Allein in Deutschland interessieren sich laut IfD Allensbach rund 70,48 Millionen Personen für Mode und Modetrends. Doch während die Algorithmen uns ständig neue Produkte vorschlagen, wächst bei stilbewussten Menschen eine tiefere Sehnsucht: die nach Authentizität und einem Ausdruck, der über das Vergängliche hinausgeht.

Viele Ratgeber verfallen dabei in bekannte Platitüden. Sie predigen einen strengen Minimalismus, listen die It-Pieces der Saison auf oder propagieren ein makelloses, fast klinisches Erscheinungsbild. Doch was, wenn die Essenz des Modernen genau im Gegenteil liegt? Was, wenn sie nicht in der Perfektion, sondern in der bewussten Imperfektion zu finden ist? Wenn sie nicht im ständigen Kauf von Neuem, sondern in der Wertschätzung des Alten liegt? Der moderne Look ist heute weniger ein ästhetisches Rezept als vielmehr eine intellektuelle Haltung – ein Lebensgefühl.

Dieser Artikel dekonstruiert den Mythos des „modischen“ Seins und zeigt, dass moderner Stil aus einem kuratierten Spannungsfeld erwächst: der bewussten Kombination von High und Low, der Verschmelzung von Vintage und Avantgarde, dem Spiel mit androgynen Codes und der Kunst einer kalkulierten Lässigkeit. Es geht darum, die Regeln der Mode zu kennen, nur um sie mit Intelligenz und Persönlichkeit brechen zu können. Wir analysieren die kulturellen Strömungen, die diesen Wandel vorantreiben, und zeigen, wie Sie einen Stil kultivieren, der nicht nur zeitgemäß, sondern auch zutiefst persönlich und nachhaltig ist.

Der folgende Leitfaden analysiert die Kernelemente dieses neuen Stilbewusstseins und bietet eine tiefere Perspektive auf das, was es heute bedeutet, wirklich modern zu sein.

High-Low-Styling: Die Formel für einen modernen und smarten Look

Das Konzept des High-Low-Styling ist der vielleicht wichtigste Baustein des modernen Looks. Es beschreibt die Kunst, hochpreisige Luxus- oder Design-Stücke (High) mit günstigen Basics oder Alltagsmode (Low) zu kombinieren. Diese Methode ist mehr als ein Spartrick; sie ist ein Statement gegen die starre Trennung von Luxus und Alltag und ein Ausdruck souveräner Stilkompetenz. In einem Land, in dem die Konsumausgaben für Bekleidung und Schuhe bei rund 77,7 Milliarden Euro liegen, zeigt diese Herangehensweise einen bewussten und selektiven Umgang mit Mode als Ressource.

Der Kern des High-Low-Prinzips liegt in der Schaffung eines visuellen Spannungsfeldes. Ein Kaschmirpullover von Brunello Cucinelli wird nicht mit einer ebenso teuren Seidenhose kombiniert, sondern mit einer perfekt sitzenden Vintage-Jeans. Eine ikonische Handtasche von Hermès veredelt keinen kompletten Designer-Look, sondern ein schlichtes T-Shirt einer Uniqlo-Kooperation. Durch diesen bewussten Stilbruch wird das Luxus-Stück demokratisiert und geerdet, während das Basic-Teil an Wertigkeit gewinnt. Es signalisiert: „Ich schätze Qualität und Design, aber ich definiere mich nicht über Marken.“ Diese Anpassungsfähigkeit ist entscheidend, wie auch Branchenexperten betonen. Mandy Krüger, Head of Fashion bei eBay Deutschland, stellt in der Studie „Status Deutscher Mode 2024“ fest:

Ein dynamisches Umfeld, wie die Modeindustrie, ist von technologischen Fortschritten, sich ändernden Verbraucherpräferenzen und globalen wirtschaftlichen Bedingungen geprägt. Ein anpassungsfähiger und innovativer Ansatz ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.

– Mandy Krüger, Status Deutscher Mode 2024

Dieser innovative Ansatz gilt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für den individuellen Stil. High-Low-Styling ist die persönliche Anwendung dieser Maxime. Es erfordert ein geschultes Auge, das den Wert eines Kleidungsstücks nicht am Preis, sondern an Schnitt, Material und Kombinierbarkeit misst. So entsteht ein Look, der smart, unprätentiös und zutiefst modern ist, weil er die veralteten Hierarchien der Modewelt ignoriert und stattdessen ein persönliches Stil-Narrativ in den Vordergrund stellt.

Der Mythos des Neuen: Warum Vintage-Mode der Schlüssel zu einem modernen Stil ist

Die moderne Stil-Haltung bricht radikal mit dem Diktat der ständigen Neuheit. Während Fast Fashion einen unaufhörlichen Zyklus neuer Kollektionen propagiert, hat sich eine kraftvolle Gegenbewegung etabliert: die Wertschätzung von Vintage- und Second-Hand-Mode. Dies ist keine nostalgische Verklärung, sondern eine strategische Entscheidung für Qualität, Individualität und Nachhaltigkeit. Der globale Second-Hand-Modemarkt wird nicht ohne Grund auf ein Volumen von 350 Milliarden Dollar bis 2027 prognostiziert. Es ist ein makroökonomischer Trend, der den individuellen Stil tiefgreifend beeinflusst.

Vintage-Stücke in eine moderne Garderobe zu integrieren, erfüllt mehrere Funktionen. Erstens bieten sie eine unvergleichliche Einzigartigkeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes denselben 70er-Jahre-Seidenschal oder die perfekt patinierte Lederjacke trägt, ist minimal. Zweitens zeugen ältere Stücke oft von einer Handwerksqualität, die heute selbst im Luxussegment selten geworden ist. Ein Vintage-Trenchcoat von Burberry oder eine alte Nomos-Uhr sind nicht nur Kleidungsstücke, sondern auch Zeitzeugen exzellenter Manufaktur – und damit eine echte Wertanlage. Plattformen wie Vestiaire Collective haben diesen Wandel institutionalisiert. Ursprünglich als Marktplatz gestartet, haben sie sich zu einer Investment-Plattform entwickelt, auf der Stücke wie die Kelly Bag von Hermès als sichere Anlageobjekte gehandelt werden, unterstützt von Branchenriesen wie Kering.

Dieses Bild unterstreicht die Wertigkeit, die in der Handwerkskunst und den Materialien von Vintage-Stücken steckt und sie zu begehrten Investments macht.

Makroaufnahme von Vintage-Schmuckdetails als Wertanlage

Die Integration von Vintage ist ein Akt der Kuration. Es geht nicht darum, sich von Kopf bis Fuß in einer bestimmten Epoche zu kleiden, sondern darum, ein zeitgenössisches Outfit mit einem oder zwei Stücken zu „brechen“, die eine Geschichte erzählen. Ein minimalistischer Rollkragenpullover zu einer hochgeschnittenen Marlene-Hose aus den 40er Jahren oder ein modernes Slip-Dress unter einem 80er-Jahre-Oversized-Blazer – diese Kombinationen schaffen ein intellektuelles Stil-Narrativ, das weit über saisonale Trends hinausgeht. Der moderne Stil schätzt das Alte nicht, weil es alt ist, sondern weil es Charakter und eine bewährte Qualität besitzt.

Sneaker zum Anzug: Wie Athleisure die Grenzen der Mode neu definiert hat

Kaum eine Entwicklung hat die Ästhetik der letzten zehn Jahre so nachhaltig geprägt wie der Aufstieg von Athleisure – der Verschmelzung von Sportbekleidung (Athletics) und Freizeitmode (Leisure). Was als Nischentrend begann, ist heute ein fundamentaler Bestandteil der modernen Garderobe und der ultimative Ausdruck einer neuen, hybriden Lebenswelt. Der Sneaker zum Anzug ist dabei zum Symbol dieser bewussten Code-Brechung geworden. Er repräsentiert die Auflösung der starren Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, formell und informell, Komfort und Konvention.

Die Akzeptanz von Athleisure im formelleren Kontext ist jedoch an klare Regeln geknüpft. Es geht nicht darum, nachlässig zu wirken, sondern um eine kalkulierte Lässigkeit. Der Schlüssel liegt in der Qualität der Materialien und der Reduziertheit des Designs. Eine Jogginghose aus edler Merinowolle signalisiert etwas völlig anderes als ein Modell aus Baumwoll-Jersey. Ein minimalistischer Ledersneaker von Common Projects oder Axel Arigato wirkt im Business-Kontext souverän, während ein technischer Laufschuh deplatziert wäre. Der moderne Stil nutzt Athleisure also nicht als bequeme Ausrede, sondern als strategisches Element, um einem ansonsten klassischen Outfit eine unerwartete, dynamische Note zu verleihen.

Diese stilistische Gratwanderung erfordert Fingerspitzengefühl und Kontextbewusstsein. Die folgende Checkliste dient als Leitfaden, um Athleisure-Elemente erfolgreich und stilvoll in einen professionellen Look zu integrieren.

Plan d’action: 5 Schritte zur Integration von Athleisure im Business-Look

  1. Wählen Sie Premium-Materialien: Entscheiden Sie sich für Jogginghosen aus Merinowolle oder hochwertige Sweatshirts aus Kaschmir-Mischungen anstelle von einfacher Baumwolle, um im Büro einen edlen Eindruck zu hinterlassen.
  2. Achten Sie auf die Farbpalette: Setzen Sie auf neutrale Töne. Schwarz, Navy, Grau oder Beige wirken professioneller und lassen sich leichter in eine bestehende Business-Garderobe integrieren.
  3. Kombinieren Sie gezielt: Integrieren Sie maximal ein offensichtliches Athleisure-Element pro Outfit. Ein Hoodie unter einem klassischen Wollmantel funktioniert, aber Hoodie plus Jogginghose ist dem Home-Office vorbehalten.
  4. Investieren Sie in hochwertige Sneaker: Minimalistische Ledersneaker in Weiß oder Schwarz sind die universelle Wahl. Technische Laufschuhe oder klobige „Dad-Sneaker“ sollten vermieden werden.
  5. Beachten Sie den Kontext: Der Dresscode ist entscheidend. Was in einem Tech-Hub in Berlin-Mitte als kreativ und modern gilt, kann im Frankfurter Bankenviertel unangebracht sein. Passen Sie den Grad der Lässigkeit an Ihr Arbeitsumfeld an.

Letztendlich ist Athleisure der modische Ausdruck einer veränderten Arbeitskultur, die mehr Flexibilität und Individualität zulässt. Wer diese neuen Codes meistert, beweist nicht nur Stilbewusstsein, sondern auch ein Gespür für den gesellschaftlichen Wandel.

Die Auflösung der Grenzen: Wie androgyne Elemente Ihren Stil modernisieren

Eine weitere wichtige Dimension des modernen Stils ist die bewusste Auflösung traditioneller Geschlechtergrenzen in der Kleidung. Androgyner Stil bedeutet heute nicht mehr, sich betont geschlechtsneutral zu kleiden, sondern frei und spielerisch aus dem Repertoire sowohl der maskulinen als auch der femininen Garderobe zu schöpfen. Es ist eine Form der stilistischen Befreiung, die einem Look sofort eine intellektuelle und zeitgemäße Tiefe verleiht. Ein Mann in einer Seidenbluse oder eine Frau in einem scharf geschnittenen Herrenanzug sind keine Verkleidungen, sondern Ausdruck einer Persönlichkeit, die sich nicht von veralteten Konventionen einschränken lässt.

Im Kern geht es darum, Silhouetten, Materialien und Accessoires aus ihrem ursprünglich zugedachten Kontext zu lösen. Ein Oversized-Herrenhemd über einem femininen Slip-Dress, klobige Biker-Boots zu einem Plisseerock oder ein minimalistischer, geometrischer Ring anstelle von filigranem Schmuck – diese Elemente schaffen eine faszinierende Reibung. Sie fordern das Auge des Betrachters heraus und signalisieren ein fortgeschrittenes Modeverständnis. Dieser Ansatz hat auch ein erhebliches Investment-Potenzial, da klassische, gut geschnittene „Herrenmode“ wie Blazer oder Mäntel oft eine zeitlosere Qualität und einen höheren Wiederverkaufswert besitzen.

Die folgende Tabelle, basierend auf Analysen wie der Studie zum Status der deutschen Mode, verdeutlicht, wie sich androgyne Elemente von traditionellen abheben und welches Potenzial sie als Investment bieten.

Vergleich: Traditionelle vs. Androgyne Stilelemente
Aspekt Traditionell Feminin Androgyn Modern Investment-Potenzial
Schnittführung Körperbetont, tailliert Gerade Linien, Oversized Zeitloser, vielseitiger
Schmuck Filigran, ornamental Geometrisch, minimalistisch Höherer Wiederverkaufswert
Materialien Seide, Chiffon Wolle, Baumwolle, Leder Langlebiger, pflegeleichter
Farbpalette Pastell, bunt Neutral, monochrom Kombinationsfreundlicher

Die Integration androgyner Elemente ist somit kein Trend, sondern eine bewusste Entscheidung für Vielseitigkeit und Langlebigkeit. Sie erweitert das persönliche Stil-Vokabular und ermöglicht Looks, die sowohl kraftvoll als auch subtil sein können. Es ist der ultimative Ausdruck von Selbstvertrauen: die Fähigkeit, sich über zugewiesene Rollen hinwegzusetzen und eine eigene, hybride Ästhetik zu schaffen.

Die Kunst der Lässigkeit: Warum ein unperfekter Look moderner wirkt

In einer digital optimierten Welt, in der Social-Media-Feeds von makellosen Bildern überfluten, liegt die radikalste Form des modernen Stils in der bewussten Abkehr von der Perfektion. Die Kunst der Lässigkeit – oder das, was die Italiener „Sprezzatura“ nennen – ist die Fähigkeit, so auszusehen, als hätte man sich mühelos und fast zufällig gut gekleidet. In Wahrheit ist diese scheinbare Nachlässigkeit das Ergebnis hoher Kunstfertigkeit und eines tiefen Verständnisses für Stil. Es ist eine kuratierte Imperfektion.

Dieses Prinzip manifestiert sich in kleinen, gezielten Details: ein halb in die Hose gestecktes Hemd, leicht aufgekrempelte Ärmel an einem Blazer, ein absichtlich etwas schief sitzender Schal oder ein Mantel, der lässig über die Schultern geworfen wird. Diese subtilen „Fehler“ im System durchbrechen die Strenge eines ansonsten perfekten Outfits. Sie verleihen dem Look Menschlichkeit, Bewegung und eine Aura von Nonchalance. Ein perfekt gebügeltes Outfit kann schnell steif und bemüht wirken; ein Hauch von Unordnung hingegen signalisiert Selbstbewusstsein und eine entspannte Haltung gegenüber den Konventionen.

Der urbane Raum, insbesondere Metropolen wie Berlin, ist der natürliche Laufsteg für diese Ästhetik. Hier wird Stil nicht zur Schau gestellt, sondern gelebt – eine Haltung, die in der Kleidung ihren Ausdruck findet.

Lässiger urbaner Look im Berliner Kontext

Diese kalkulierte Lässigkeit ist das Gegenteil von Schlampigkeit. Jedes Element ist bewusst gewählt. Der „unperfekte“ Look funktioniert nur dann, wenn die Basis von höchster Qualität ist. Ein zerknittertes Leinenhemd wirkt nur dann stilvoll, wenn es gut geschnitten ist. Ein Vintage-Band-Shirt sieht nur dann cool aus, wenn es mit einer perfekt sitzenden Hose kombiniert wird. Die Imperfektion ist also kein Zufall, sondern das letzte, entscheidende Gewürz, das einem Gericht den Charakter verleiht. Sie ist der Beweis, dass der Träger die Regeln so gut beherrscht, dass er es sich leisten kann, sie subtil zu ignorieren.

Die Urban-Garderobe: Diese 7 Teile definieren den Look der Stadt

Der moderne Stil ist untrennbar mit dem urbanen Raum verbunden. Die Stadt ist Labor und Bühne zugleich, ein Ort, an dem sich pragmatische Anforderungen mit dem Bedürfnis nach individuellem Ausdruck kreuzen. Eine moderne Garderobe ist daher oft eine „Urban-Garderobe“, die auf vielseitigen, langlebigen und charakterstarken Investment-Pieces basiert. Statt einer Fülle von Trendteilen besteht sie aus einer kuratierten Auswahl von Archetypen, die je nach Stadt und persönlichem Lebensstil variieren, aber eine gemeinsame DNA teilen: Funktionalität, Qualität und unaufdringliche Coolness.

Während die globalen Prinzipien des modernen Stils universell sind, manifestieren sie sich in deutschen Metropolen mit spezifischen lokalen Akzenten. Der Look Berlins ist geprägt von einer dunklen Farbpalette, Tech-Materialien und Vintage-Einflüssen, während in München ein polierterer, luxuriöserer Stil dominiert und Hamburg eine maritime, wetterfeste Ästhetik erfordert. Eine intelligente Urban-Garderobe übersetzt diese lokalen Codes in konkrete Investment-Stücke. Dies können sein:

  • Berlin: Eine schwarze Tech-Jacke, die Funktion und Minimalismus vereint, kombiniert mit einem seltenen Vintage Band-Shirt als Ausdruck von Subkultur.
  • München: Ein zeitloser Trenchcoat einer Luxusmarke und ein edler Kaschmir-Pullover, die Wohlstand und klassisches Stilbewusstsein signalisieren.
  • Hamburg: Eine hochwertige, wetterfeste Jacke und eine traditionelle Elbsegler-Mütze als Hommage an das maritime Erbe der Stadt.
  • Universell: Der minimalistische Ledersneaker, der als stilistischer Brückenbauer in allen urbanen Kontexten funktioniert.

Neben dem direkten Investment in Kleidung gibt es auch die Möglichkeit, am Erfolg dieser urbanen Luxus- und Premium-Segmente über den Finanzmarkt zu partizipieren. Der Amundi S&P Global Luxury ETF zum Beispiel bildet die Wertentwicklung der 80 größten globalen Luxusunternehmen ab und hat seit seiner Auflegung eine beeindruckende Performance gezeigt. Dies verdeutlicht, dass Mode und Stil nicht nur kulturelle, sondern auch handfeste wirtschaftliche Phänomene sind. Eine moderne Herangehensweise an die Garderobe berücksichtigt beide Aspekte: den persönlichen Ausdruck und den intelligenten Werteaufbau.

Die Chemie der Gegensätze: Wie unerwartete Kombinationen Persönlichkeit zeigen

Nachdem wir die einzelnen Bausteine des modernen Stils analysiert haben – High-Low, Vintage, Athleisure, Androgynie und kuratierte Imperfektion – kommen wir zur Synthese. Die wahre Magie entsteht in der Kombination dieser Elemente. Der moderne Look ist kein statisches Bild, sondern eine dynamische Komposition, eine „Chemie der Gegensätze“. Es ist die Fähigkeit, unerwartete Paarungen zu schaffen, die ein Outfit von „gut gekleidet“ zu „stilvoll“ erheben. Genau hier zeigt sich die wahre Persönlichkeit.

Denken Sie in Kontrasten: Kombinieren Sie etwas Raues mit etwas Zartem (eine schwere Bikerjacke über einem Seidenkleid), etwas Altes mit etwas Neuem (Vintage-Schmuck zu einem minimalistischen, modernen Anzug) oder etwas Sportliches mit etwas Elegantem (ein Hoodie unter einem klassischen Camel-Coat). Diese Stilbrüche erzeugen visuelles Interesse und erzählen eine komplexere Geschichte über die Person, die sie trägt. Sie signalisieren Kreativität, Mut und die Weigerung, sich in eine einzige stilistische Schublade stecken zu lassen.

Dieses Spiel mit Gegensätzen ist das Herzstück des persönlichen Stil-Narrativs. Es geht nicht darum, willkürlich Teile zusammenzuwerfen, sondern darum, eine harmonische Disharmonie zu erzeugen. Die Verbindung zwischen den gegensätzlichen Elementen wird oft durch eine gemeinsame Farbe, eine ähnliche Textur oder eine wiederkehrende Silhouette hergestellt. Ein roter Akzent in einem ansonsten monochromen Outfit, die Kombination verschiedener Blautöne oder das Spiel mit unterschiedlichen Wollstrukturen – dies sind die Techniken, die aus einem Haufen Kleidung ein kohärentes und doch aufregendes Ganzes machen. Der moderne Stil ist letztlich eine Form des intellektuellen Ausdrucks, der beweist, dass man die Regeln verstanden hat und nun bereit ist, sein eigenes, einzigartiges Spiel zu spielen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Moderner Stil ist eine intellektuelle Haltung, die auf der bewussten Spannung zwischen Gegensätzen wie High/Low, alt/neu und formell/informell basiert.
  • Vintage-Mode und Second-Hand-Luxus sind keine Nostalgie, sondern strategische Investments in Einzigartigkeit, Qualität und nachhaltigen Wert.
  • Die Kunst der „kuratierten Imperfektion“ – eine kalkulierte Lässigkeit – ist das, was einen Look von bemüht zu souverän und authentisch erhebt.

Der Code der Straße: Die ungeschriebenen Gesetze des urbanen Looks

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Essenz des Modernen weit über das blinde Befolgen von Trends hinausgeht. Es ist ein bewusster, kuratierter und zutiefst persönlicher Prozess. Wir haben gesehen, wie die Spannung zwischen High und Low, die Integration von Vintage, die Lässigkeit von Athleisure und das Spiel mit androgynen Elementen die Bausteine eines zeitgemäßen Stils sind. Die wahre Meisterschaft liegt jedoch nicht im bloßen Anwenden dieser Techniken, sondern im Verstehen ihrer tieferen Bedeutung. Der moderne Stil ist eine Form der nonverbalen Kommunikation – ein Ausdruck von Intelligenz, kulturellem Bewusstsein und Individualität.

Der „Code der Straße“ ist somit kein festes Regelwerk, sondern eine sich ständig weiterentwickelnde Sprache. Ihn zu beherrschen bedeutet, die Grammatik – die klassischen Schnitte, die hochwertigen Materialien, die Harmonielehre der Farben – zu kennen, um dann seine eigene Poesie zu schreiben. Es geht darum, eine Garderobe aufzubauen, die nicht nur aus Kleidung, sondern aus Optionen besteht; nicht aus „Outfits“, sondern aus einem flexiblen System von Teilen, die eine Geschichte erzählen. Ihr persönliches Stil-Narrativ.

Diese Herangehensweise verwandelt Mode von einem konsumgetriebenen Akt in eine Form des kreativen und intellektuellen Ausdrucks. Sie ist nachhaltiger, weil sie auf Qualität und Langlebigkeit statt auf Wegwerf-Trends setzt. Sie ist befreiender, weil sie Persönlichkeit über Konformität stellt. In einer immer komplexeren Welt bietet dieser bewusste Stil eine Form von Klarheit und Souveränität. Er ist nicht nur ein Look, sondern tatsächlich ein Lebensgefühl.

Häufige Fragen zum modernen Stil als Investment

Ab wann gilt Mode als Luxus-Investment?

Es gibt keine feste Grenze. Traditionelle Luxusmarken wie Louis Vuitton oder Hermès sind eindeutig, aber auch Premium-Mittelklasse wie Hugo Boss kann als Investment funktionieren. Entscheidend sind Markenreputation, Zeitlosigkeit des Designs und Materialqualität, die einen hohen Wiederverkaufswert wahrscheinlich machen.

Welche Faktoren bestimmen den Wiederverkaufswert?

Die wichtigsten Faktoren sind Markenreputation, Seltenheit (z.B. Limited Editions), der Zustand des Artikels, ein zeitloses Design, das nicht aus der Mode kommt, und die Provenienz (Originalverpackung, Echtheitszertifikate). Kollaborationen zwischen bekannten Marken erzielen oft deutliche Wertsteigerungen.

Ist Vintage-Mode inflationssicher?

Hochwertige Luxus-Vintage-Stücke, insbesondere von ikonischen Marken, können als effektiver Inflationsschutz dienen. Da ihre Produktion limitiert oder eingestellt ist, steigt ihre Seltenheit mit der Zeit. Ihre Preise auf dem Sammlermarkt tendieren dazu, mit der allgemeinen Inflation zu steigen oder sie sogar zu übertreffen, was sie zu einer stabilen Wertanlage macht.

Geschrieben von Niklas Schmidt, Niklas Schmidt ist seit 8 Jahren als Stylist und Modeblogger in der urbanen Streetwear-Szene aktiv. Seine Expertise liegt in der Kombination von High-Fashion-Elementen mit alltagstauglichem Komfort.